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Mittwoch, 28. April 2010

Dreimal von Hinten

Heute sollte es nochmal der RE22 um 9.00 Uhr sein. Ich war rechtzeitig am Gate und brachte mich in der Bahnsteigregion in Stellung, in der die zweite Triebwageneinheit an den Zug angehangen wird. Da ist die Wahrscheinlichkeit größer einen Sitzplatz zu bekommen und ausserdem passt es Wegoptmierungsmäßig besser am Bahnhof Köln-West. Wegen der Großbaustelle am Bahnhof in Euskirchen, kommt der zweite Zugteil meist erst kurz vor Knapp angefahren. Der direkte Weg über Gleis 1, um den wartenden RE22 auf Gleis 2 zu umfahren, ist derzeit gesperrt. Aber in der Regel passt alles und es geht pünktlich weiter. Wenn's dann aber mal klemmt, dann schaukelt sich das mit der Verspätung recht schnell hoch - da beim Umfahren andere Gleise gekreuzt werden müssen. Ja, und natürlich weil Murphy immer und überall lauert.

So auch heute. Der zweite Zugteil kam etwas zu spät von der Tankstelle angefahren, sodass hierdurch bereits ca. 10-15 Minuten auf dem Verspätungszähler standen. Neben mir am Bahnsteig wartete ein nervöser, und ob der Verspätung leicht erregter Businessmensch. So ein seinen Blackberry streichelnder in Nadelstreifen gehüllter, kräftiger Enddreissiger mit fleischigem Doppelkinn, das mit vielen grauen Barthaaren übersäht war, so, als rasierte er sich immer abends um am Morgen 5 minuten Zeit zu sparen.

Nachdem der zweite Zug über Gleis 4 in Richtung Mechernich rangierte und dann endlich gegen Viertel nach Neun von hinten auf den schon stehenden Zug zufuhr um anzukuppeln, passierte erstmal nichts. Der Zug hielt an und die Türen blieben verschlossen. Businessberry fingerte nervös am Türöffner rum aber der Zug dachte nicht daran, sich ihm zu öffnen. Die Sekunden verstrichen und zogen sich in die Länge wie Minuten - die Relativität der Zeit schlug mal wieder zu. Vorne am Zug öffnete sich die erste Tür und der Lokfahrer kam raus uns stieg zwischen die Züge um die Kupplung - dieoffensichtlich ihren Dienst verweigerte - in Augenschein zu nehmen. Die auf dem Bahnsteig wartenden Fahrgäste
nutzten die Gunst der Sekunde um durch das geöffnete Schlupfloch in den Zug zu diffundieren. Ich ließ mich mit dem Pendlerstrom treiben und kam so auch in die Bahn.

Sitzend und zusammen mit den anderen wartend setzte unser Triebwagen gegen 20 Minuten nach Neun zur Rückwärtsfahrt an. Ein Lokführer in zivil, der im Zug saß, erklärt was gerade passiert. "Mit Schwung nochmal ein Kuppelversuch...".  Auf Gleis 3 kommt schon die RB23 an, die sich eigentlich mit RB24 um 9.30 herum in einem Taktknoten hier treffen soll. Da stört ein RE22 der noch auf Gleis 2 warte natürlich ein wenig.

Kurz vor halb Zehn dann  Kuppelversuch Nummer 3. Rückwärts fahren - vorwärts fahren und: "Rumms". Es scheint geglückt. Die Fahrgäste die schon für die RB24 bereit stehen lässt man netterweise nochmal einsteigen. Punkt 9.30 Uhr dann: Türen zu, Trittstufen rein. Trittstufen wieder raus. Wir stehen und das monotone Summen des Dieselmotors dröhnt in meinen Ohren. Und der Nasse Asphalt bebt ... ah Mist, in der Synapse verrutscht.  Nichts passiert kurz nach halb Zehn: Tritte rein. Tritte raus. Um 9.35 Uhr steigt dann der Lokfahrer der den Anhangzug vorbei gebracht hat aus, Tritte rein und es geht tatsächlich los. Juchu!

Irgendwie wäre es zum Abschluss noch nett gewesen, wenn der Fahrer nochmal kurz zum Mikrofon gegriffen hätte um den Fahrgästen vielleicht noch eine Erklärung zumindest aber eine Bitte um Entschuldigung anzubringen. Hat er aber nicht.

1 Kommentar:

Inka hat gesagt…

Mich hat vor allem fasziniert, dass die Bahn seit neustem nicht mehr um Entschuldigung, sondern um Verständnis bittet ... sehr aufmerksam, obwohl ich in vielen Fällen weder das eine noch das andere aufbringen kann ... Wenn Krankenhäuser mit dieser Erfüllungsquote arbeiten würden ... Gute Nacht schöne Welt!

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