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Donnerstag, 1. Juli 2010

Abrüsten

Kalter Krieg bei viel zu heißem Wetter? Krieg ich ein kaltes Bier? Abrüsten? ...

Das Morschgesicht und ich waren in Frankfurt auf einer Schulung und der Zug um 18.10 gen Deutz sollte uns nach Hause bringen. Vorher im Büro haben wir schon nachgeschaut, dass der ICE622 wohl 5 Minuten Verspätung am Frankfurter Hauptbahnhof hat. Ok, also keine überstürzte Hektik nötig. Am Hbf haben wir uns noch ein kühles Becks gekauft und sahen am Gleis 7 schon den ICE nach Dortmund stehen. Ahja. Offenbar sind aus den 5 Minuten Verspätung 10 Minuten Verfrühung geworden - zugegeben: Sehr unwahrscheinlich.

Mit kühlem Bier - das bei 35°C Umgebungstemperatur so eine Art Erste-Hilfe-Ausrüstung ist - sind wir den Bahnsteig entlang geschlendert und warfen einen Blick auf den Wagenstandanzeiger. Hm - Donnerstag verkehrt der Zug nur einteilig. Auf den Zugzielanzeigern am Bahnsteig steht aber, dass er heute 2-teilig unterwegs sein wird. Im Vorbeigehen bemerkte das M, dass der Zug der am Bahnsteig steht nicht unserer ist. Hier wartet ICE624 der auch aus München kommt und nach Dortmund fährt. Aus reservierungstechnischen Gründen sind wir dann ganz vor gelaufen, da der ICE622 vorne vorgespannt wird. Und siehe da, der war tatsächlich mit 5 Minuten Verspätung angezeigt.

Also gut. Er kam dann mit etwa 10 Minuten Verspätung an, aber wir wollen ja mal nicht kleinlich sein. Wir also rein in der Wagen 22 und uns an einen vis-a-vis Platz gesetzt.

Am Nachbargleis 6 fuhr derweil der ICE26 los, der sich auch nach Dortmund aufmacht aber dabei den Umweg über Koblenz nimmt. Den Zug habe ich ja auch schon öfter benutzt um mitten im Weltkulturerbe zu erzählen, zu essen und ein lecker Bierchen zu trinken.

Nachdem ich mich laut gefragt hatte, wieso es von München aus 2 Züge gibt die nach Dortmund fahren und die nur ein paar Minuten auseinander sind, der eine vielleicht über Nürnberg, der andere über Ulm und dann ab Frankfurt wieder gemeinsam weiter...? Nix war. Ein weiterer Mitfahrer klärte auf: Der ICE624 der schon am Bahnsteig stand ist in München mit fast einer Stunde Verspätung losgefahren und war wohl so langsam unterwegs, dass der nachfolgende ICE622 bis Frankfurt so dicht auf den Fersen war, dass man sich wohl entschloss die beiden Züge zusammen zu hängen.

Nun ja, sollte nicht unser Problem sein. Oder vielleicht doch? Der Schaffner machte eine Ansage, dass es beim Kuppeln zu Problemen gekommen ist. Man müsse den 2. Zug (in dem wir saßen) komplett abrüsten und neu starten. Vorher würden die Türen zwangsgeschlossen. Es dauerte ein paar Minuten und dann war der Zug "aus". Kein Licht, keine Anzeigen, keine Ansagen und - was das Schlimmste war - keine Klimaanlage. So saßen wir nun da in einem Zug der in der prallen Sonnen parkte, und keine Klimaanlage an hatte.

Es hätte mich sehr gewundert, wenn das mit dem abrüsten und aufrüsten der Triebwagen tatsächlich schnell gehalten gewesen wäre. ("Have you tried turning it off and on again?")

Es passierte 20 Minunten lang nix. Alle schwitzten. Immerhin, es klappt ja selten etwas so wie die Bahner es planen (sonst wärens ja auch Planer): Beim Zwangsschließen ist wohl eine Tür aufgeblieben, denn immer mehr Mitreisendeschwitzende packten ihre Sachen und stiegen aus. Zumal der Schaffner ansetzt uns zu erzählen, dass es schwerwiegende Probleme gegeben hat. Der Bordcomputer ist beim ankuppeln beschädigt worden. Aha, was bauen die den auch auf die Kupplung?

Immerhin deutete das Funktionieren des Ansagegerätes darauf hin, dass wir wieder Strom im Zug haben. Nur die Klimaanlage ist immer noch aus.

Inzwischen haben wir schon 40 Minuten Verspätung und wir schwitzen, schwitzen, schwitzen. Dann nach 5 Minuten Die Ansagen: „Wir haben das Problem gelöst.“ „We seolved the problem.“ „Über ihre Anschlusszüge…“ sprach's noch, dann lachte der Ansager sich weg und hörte auf anzusagen.

Jedenfalls gings nun endlich los. Mit 45 Minuten Verspätung – für die eine Zughälfte. Die andere muss ja dann 105 Minuten Verspätung auf der Uhr gehabt haben. Nachdem wir den Fernbahnhof verlassen hatten, bin ich mal in Richtung Bistro gelaufen um nochmal ein kühles Blondes nachzukaufen. Das M. wollte nix, weil noch eine Autofahrt auf dem Plan stand.

Im Bistro angekommen, ich hatte mich bin auf eine Person vor mir zur Theke vorgewartet, griff der Schaffner mal wieder zum Mikrofon und hat mal eben den ganzen Zug auf ein alkoholfreies Getränk ins Bordbistro eingeladen. Als kleine Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten. Wie schön. Konnte ich dem M. dann doch noch was mitbringen. Eine Cola und Bier orderte ich beim überbreiten Speisewagenpersonal.

Bier musste ich zahlen – ok, und die Cola gab’s umsonst. Wenn denn genügend Cola da gewesen wäre! Das Fass war wohl leer. Es reichte noch für einen halben Becher Cola. Ich ließ Limo rein pumpen und konnte dem M. so ein Dieselchen servieren. Prost.

Auf dem Weg zurück musste ich mich an einer Schlange, die für das kostenlose Getränk im Bistro anstand und durch mindestens anderthalb Waggons reichte, vorbeiquetschen.

Ich kam jedenfalls dann irgendwann in Deutz an und spurtete hoch zum Gleis 7 wo eine RB24 abfahrbereit wartete in die Eifel zu dieseln. Rein im Zug und kurze Zeit später fuhr der auch schon los. Es hätte keine Minute länger dauern dürfen mit dem ICE. Wir kamen genau 300 Meter weit und dann blieben wir auf der Hohenzollernbrücke stehen. Für abermals mindestens 10 Minuten. Whoohoo… heute läufts aber mal wieder mit der Bahn.

Während ich so nach links aus dem Fenster schaute, kam mit ein alter Bekannter entgegen. Der ICE26 auf seinem Weg nach Dortmund, der sich unbehelligt vom hektischen Treiben der weißen Brüder auf der Strecke über Siegburg gemütlich am Rhein entlang geschlängelt hat und wohl alle Fahrgäste pünktlich abgesetzt hat. Tja…

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