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Montag, 25. Februar 2013

Transit Adjudication Bureau (Teil 3)

Vor 2 Wochen hat man mich im Bus wegen Schwarzfahren notiert und mir einen Strafzettel von sage und schreibe $100 Dollar aufgebrummt. Der aufschreibende Kontrolleur hat mich seinerzeit gleich darauf hingewiesen, dass ich die Moeglichkeit habe zu einer Anhoerung zu gehen, um vorzubringen, warum ich denke, dass der Strafzettel nicht gerechtfertigt ist.
Er hat sich zwar meine Erklaerungen (Unlimited MetroCard... Bus vorbei gefahren...Zettel draussen ziehen nie gehoert.) geduldig angehoert, aber er hat unbeirrt weitergeschrieben.
Bis zum 13.Maerz muss ich vorgesprochen haben, sonst erkenne ich das Ding an und muss zahlen.

Nachdem Kollege Schmidt und ich nun 2 Wochen Zeit hatten, uns einen schluessigen Text zu ueberlegen, sollte es also heute zum Transit Adjudication Bureau nach Brooklyn gehen. Um 8.30h geht's da los. Zum Glueck ist es bis dahin nicht so weit. 4 U-Bahnstationen mit der Linie 2 bis zur Hoyt Street. Nach 2 Blocks laufen und insgesamt 15 Minuten spaeter nach Abfahrt stehen wir dann vor dem Gebaeude.

Im dritten Stock angekommen sass direkt hinter dem Aufzug ein Sicherheitsbeamter, der uns brav durch ein "Draengelgitter" - so eine Warteschlangenverlaengerung wo die Leute hin und her gescheucht werden, damit man auf kleinstem Raum eine Menschenschlange in Reih und Glied aufstellen kann. Wie heisst sowas eigentlich? Ihr kennt das alle vom Flughafen: So Stangen mit stabilem Standfuss und oben kann man so einen Gurt rausziehen und an die naechste Stange heften. Aber ich schweife ab.

Wir kamen aus dem Aufzug und zum Glueck war da noch keine Schlange. Aber wir mussten hin und her auf den Sicherheitsmann zugehen. No Abkuerzung please! Der Sicherheitsmann schaute sich unsere IDs an und reichte jedem ein Nudelsieb (^^). Da mussten wir alles metallische (Guertel, Kulis, Geld, Handy,...) reintun und dann durch einen Metalldetektor laufen.

Dann fragte er noch "payment or hearing?" und schickte uns zu Fenster 2. Nachdem wir uns wieder zusammengebaut hatten, sind wir auch direkt hingegangen. Auch hier keine Schlange und wir wurden sofort bedient. "payment or hearing?" wurden wir gleich nochmal gefragt. Auf meine Antwort "hearing"  hat die Dame hinter der Glasscheibe einen Knopf gedrueckt, neben dem ein “H” abgebildet war und ich bekam eine Nummer. Das wars. Welch erfuellender Job - streng schauend hinter Glas sitzen und entweder P oder H druecken.
Zumindest in unserem Fall hatte Fenster-2-Frau nicht mehr zu tun. "C420" war nun mein grosses Los.

Wir sitzen noch keine 2 Minuten, da geht's schon weiter. Fenster 7 ruft nach mir. Ich gehe hin und man legt eine Akte fuer mich und meinen Fall an. Zusaetzlich musste ich nochmals einen Durchschlagbogen ausfuellen, auf dem spaeter mein "Verhoer" dokumentiert werden sollte. Nachdem also unsere Akte nun angelegt war mussten wir etwas laenger warten. Gleich neben Fenster 7 ist Tuer 8, aus der in unregelmaessigen Abstaenden ein MTA Mitarbeiter rauslugt und jemanden zu sich bittet. Dann verschwinden beide in einem Gang hinter der Tuer und kurze Zeit spaeter kommt der Aufgerufene aus einer nicht weiter benamten oder nummerierten Tuer wieder raus.

Durch Tuer Nr.8 ging es dann auch fuer uns weiter, nachdem wir knapp eine Stunde das Treiben im TAB beobachtet haben. Ein nett aussehender aelterer Mann rief mich zu sich und wir liefen durch den Gang an einigen Bueros vorbei, in denen die Anwesenden gehoert wurden.
In der Glaszelle meines Anhoerers angekommen, bittet er mich Platz zu nehmen und er notiert ein paar Nummern auf einem Stueck Pappe. Das kam mir alles bekannt vor. Eine Pappe wie ich sie vor Jahren zum letzten Mal gesehen und auch selbst beschriftet habe. Und dann fiel mein Blick auf das kleine Geraet neben dem Monitor, der auf dem Schreibtisch stand. Genau so eins hatte ich auch. Vor mehr als 25 Jahren. Damals von Universum. Mono, Klappe nach oben oeffnend. Ein Audio-Kassettenspieler! Flashbackalarm!

Na jedenfalls schrieb mein Verhoerer die Bandposition in den Coverdeckel, meine Fallnummer und brachte das kleine Mikro in Position. Ich erwartete ein: "Ich moechte Sie darauf hinweisen, dass wir alles aufzeichnen..."-Satz aber der Kollege hat sofort eingeschaltet und fing an: "Heute ist der sowieso, vor mir sitzt … der beschuldigt wird am bla bla bla... einen Bus von hinten genommen zu haben. Haben Sie schonmal einen Select Bus benutzt? Nein, das geht so und so. Weisste bescheid."

Jetzt war meine Stunde gekommen. Ich konnte endlich meinen zurechtgelegten Text runterbeten. Erste Busfahrt auf Manhattan... habe ja sowieso eine Unlimited Card... ich machs auch nie wieder... Bus ist vorbei gefahren.

Mein erster Satz war gerade mit einer Geste in Richtung der virtuellen Geschworenen rausgeholpert, da hob der Anhoerer die Hand und sagte nur: "Lassen Sie gut sein. Der Strafzettel hat einen Formfehler. Der Kollege draussen hat keine Uhrzeit eingetragen. Damit ist das hier erledigt. Notice dismissed. Bitte warte draussen, da kriegst Du das nochmal schriftlich. Schoenen Dank und tschuess.

Ein wenig enttaeuscht darueber, dass ich den virtuellen Geschworenen nicht (m)ein flammendes Schlussplaedoyer halten konnte, bedanke ich mich anstaendig und ging wieder in den Wartesaal. Aber auf der anderen Seite war ich froh, dass ich mit einem blauen Auge davongekommen war und keine $100 bezahlen muss.

Ich frage mich wieviele nicht korrekt ausgefuellte Tickets wohl einfach vorabbezahlt werden, weil man keine Lust auf diesen ganzen Beamtenzirkus hat?

Anyway - Lesson learned. Ich steige nur noch vorne und im SBS nie mehr ohne Schnipsel ein!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Personenleitsystem aus Absperrständern mit Gurtband

Transit Adjudication Bureau hat gesagt…

Very detailed. Good job.

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