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Dienstag, 23. Februar 2010

Lost in Transportation in Derkum

Bus ist da und inzwischen ein Babysitter zu Hause. Frau auch ... on TwitpicNachdem der heutige Tag ja so rein pendeltechnisch recht gut begonnen hat, hat sich dann am Abend das Blatt nochmal gewendet. In Erftstadt sprach der Zugansager zu uns, dass es zwischen Derkum und Euskirchen zu einem Personenunfall gekommen ist. Der Zug, RE12, endet heute in Derkum. Es werden Ersatzbusse und Taxis bereitgestellt werden.

Nunja, für mich würde es wohl der zweite, unfreiwillige Aufenthalt im Voreifeldörfchen Derkum werden. Zuletzt war ich Anfang 2008 in Derkum gestrandet.

Jedenfalls fing in Erftstadt natürlich der ganze Zug an zu telefonieren und schimpfte über die Scheissbahn und die unhaltbaren Zustände. Nunja, ich find's auch nicht okay, dass die Bahn immer wieder Personenunfälle organisiert nur um dadurch mutwillig den Fahrplan ins wanken zu bringen. Das ist nicht nett von der Bahn.

Es ging dann weiter nach Weilerswist wo der Zug verdächtig lange rumstand - so etwa 10 Minuten. Der Kommentator sprach jetzt nochmal zum Volk: "Vor dem Bahnhof steht ein Bus nach Euskirchen für Sie bereit." Ein Tross von Leuten setzte sich sogleich aus den beiden gut besetzten Zugteilen in Richtung Bahnhofsgebäude in Bewegung. Wegen drohender über-Überfüllung des einen Busses habe ich mich kurzerhand entschlossen nach Derkum weiterzureisen.

Wir hinterlassen einen leere RE in #Derkum. Hier möcht man  ... on TwitpicHier fuhr der Zug nun langsam an den Bahnsteig am Gleis 1 und wies die Leute an auszusteigen. Der Zug endet hier. Wir standen sogleich als vereint wartende Pendlerschar vor dem Derkumer Bahnhof und warteten auf die versprochenen Taxis und Busse. Es regnete und die Menge raunte.
Um die ersten Taxis, die etwa 15 Minuten später ankamen, gab es noch ein bißchen viel Rangelei, sodass ich mich da noch nicht weiter angestellt habe.
Der Zug wurde inzwischen auf das Gleis in Richtung Köln umgeparkt - ich vermutete, dass gleich wohl der Ersatzbus aus Euskirchen hier ankommen wird um die Fahrgäste des Gegen-RE12 in den unsrigen Zug umzuladen und das in Richtung Gerolstein/Trier orientierte Pendlervolk einsammelt.
Ein paar Minuten später kam ein weiteres Taxi angefahren in dem 2 Leute drinnen saßen und auf das zielstrebig der Schaffner und Lokführer unseres Zuges zugingen. Die stiegen auch gleich ein und die beiden aus dem Taxi stiegen aus. Auch Bahner. Aha, man tauscht also die Zugmannschaften aus. Ok, macht Sinn. Die Leute wollen ja auch mal Feierabend haben, und das am besten an dem Zielort, an dem das Schichtende wohl geplant war.

Jetzt bogen dann auch 2 Busse ums Eck, entließen die Fahrgäste aus Euskirchen in die dunkle Derkummer Nacht und luden uns wartende, nasse Pendler ein mit ihnen nach Euskirchen zu fahren. In der Zwischenzeit hatte ich aber das heimische Notfallmanagment in Gang gesetzt und meine Frau rief an um mir zu sagen, dass sie auf dem Weg ist. Sie hatte in der Zwischenzeit einen Babysitter organisiert und hat den Diesel vorgeglüht um mich in Derkum einzusammen.

Ich stieg als wieder aus dem Bus und wartet neben einem inzwischen eingetroffenen gelbbejackten Bahnmitarbeiter, der die Fahrgäste auf die Busse verteilte und Auskünfte gab.
Ich ließ mich zu einem kurzen Plausch hinreissen und fragte, was genau passiert sei - Unfall oder Selbstmord - und vor allen Dingen: wo. Er erzählte, dass es ganz klar ein Selbstmord war. Direkt am ersten Bahnübergang hinter Derkum in Richtung Euskirchen. Es ist wieder Saison, meinte er. Ich erwiderte, dass ja eigentlich der Herbst eher einen depressiven Beigeschmack hätte wo man sich schonmal umbringt. Aber der Frühling? Nunja, der gelbe Mann meinte nur (betroffen, aber dienstlich trocken) "Wir haben da heutzutage leider das ganze Jahr Saison. Die Leute springen einfach immer." Aber am meisten leid tut's ihm für die Lokführer. Verständlich, die müssen immerhin damit leben.

Der Busfahrer der sich inzwischen auch dazugestellt hatte lies es sich nicht nehmen anzumerken, dass er ja auch schonmal einen Personenschaden hatte. Aber der hat überlebt.

Auf der Heimfahrt im ehefraugeführten PKW sah man dann noch die gruselige Szene von der Strasse aus. Ein "Geisterzug" auf freier Strecke - Licht an, keine Menchenseele mehr drin. Ein paar Dekameter dahinter - in Richtung Euskirchen - ein Blaulichtermeer und eine durch Feuerwehrleute gut beleuchtete Eisenbahnstrecke.

Schlimme Sache das.

1 Kommentar:

Lukas Ormer hat gesagt…

Hm, auf mich wirkt es, als sei das Springen vor den Zug gerade "in". Möglich, dass es mir früher nicht aufgefallen ist, oder nicht so oft berichtet wurde. Aber seit Enke habe ich den Eindruck, dass keine Woche ohne entsprechende Nachricht vergeht.

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